Pilates

Was ist Pilates? Obwohl ich schon seit Jahren Pilates praktiziere, fällt mir die Beantwortung dieser Frage immer noch schwer. In den Medien oder im Internet finden sich Aussagen wie: "Pilates ist eine faszinierende, sanfte aber äußerst wirkungsvolle Trainingsmethode, die den Bedürfnissen unseres modernen Alltagslebens entspricht." oder "Die sanften, aber äußerst wirkungsvollen Übungen bringen Ihren ganzen Körper wieder in Schwung und straffen die Figur." sowie "Pilates zählt seit Jahrzehnten zu den effektivsten Methoden, seinen Körper zu trainieren. Aufgrund seines ganzheitlichen Ansatzes hat es alle Moden überdauert. Pilates bietet ein risikofreies Training, das für Männer und Frauen jeden Alters und jeden Konditionstyps gleichermaßen geeignet ist. Es stärkt den Muskelaufbau und erhöht Flexibilität und Koordinationsvermögen. Pilates ist mehr als Fitness: Wer nach der Pilates-Methode trainiert, entwickelt ein Gespür für die optimale Körperhaltung, eine Sensibilität, die sich auf die Bewegungen im Alltag überträgt."

Das alles stimmt! Aber...! Was heißt z.B. "sanft" oder "effektiv"? Pilates hat nichts damit zu tun, dass man sich auf den Boden legt, die Decke anstarrt und nach einer Stunde gestählt aufsteht. Pilates ist Arbeit, Pilates ist hart! Zumindest, wenn Sie es richtig machen und ganz besonders am Anfang. Haben Sie aber die ersten Hürden genommen, wird es immer leichter. Aber diese Hürden müssen Sie nehmen. Sie! Sonst niemand anderes! Pilates empfahl seinen Schülern, täglich 10 Minuten und zwei bis dreimal einen Workout von ca. 1 Stunde zu praktizieren. Und damit kommen Sie auch weiter! Nur einmal die Woche Pilates ausüben, wird Sie nicht wesentlich weiter bringen. Trotz dieser "Härte" ist Pilates sanft. Und zwar zu Ihrem Bewegungsapparat. Entgegen dem Muskelaufbautraining an Geräten zerrt kein Gewicht an Ihren Muskeln, Bändern, Sehnen und Knochen. Sie "gleiten" von einer Übung zur anderen und während einer Übung sind die Bewegungsabläufe fließend.

Für wen ist Pilates geeignet?

Erfahrungsgemäß ist zwar Pilates grundsätzlich für jeden "Konditionstyp" und jedes Alter und Geschlecht denkbar, aber es gibt auch hier Ausnahmen, die den Einstieg in Pilates erschweren können:

Stimmt das?

Stimmt das?: "Du wirst Dich nach zehn Stunden besser fühlen, nach zwanzig Stunden besser aussehen und nach dreißig Stunden wirst Du einen komplett neuen Körper haben!" [Zitat von Joseph H. Pilates] Verteilen Sie diese dreißig Stunden auf je eine Stunde in der Woche und Sie haben gerade ein Märchen gelesen! Um diese Aussage zu verwirklichen müssen Sie diese dreißig Stunden nacheinander, sprich täglich, absolvieren. Dann, und nur dann, werden sie danach einen "neuen Körper" haben.

Stimmt das? "Pilates ist ein risikofreies Training". Ich selbst als Bandscheibenpatient (L4/L5) habe mir schon oft beim Training Schmerzen am Rücken zuzogen. Und das, obwohl ich stets bemüht bin, die Prinzipien zu befolgen. Mal ehrlich, es ist noch nicht einmal risikofrei, ein paar Tage im Bett zu liegen. Schon da können sich (Rücken-)Schmerzen einstellen. Jede Trainingsart birgt ihre eigene Möglichkeiten der Sportverletzung.

Stimmt das?: "Pilates eignet sich für alle und jeden!" Grundsätzlich eignet sich Pilates für Männer und Frauen und richtet sich auch nicht an eine bestimmte Altersklasse. Ich selbst habe mit 38 mit Pilates-Training begonnen, nachdem ich von meinem 19. - 37. Lebensjahr Krafttraining absolviert hatte. Aus meinen Kursen weiß ich, dass mit zunehmenden Alter die "Leidensfähigkeit" abnimmt. Damit meine ich nicht die Fähigkeit, Schmerzen hinzunehmen, sondern sich richtig anzustrengen und den Anweisungen des Trainers Folge zu leisten. Es gab Kursteilnehmer, die gingen mit Schmerzen, weil sie sich nicht an die Anweisungen hielten.

Stimmt das?: "Pilates ist eine leicht zu erlernende Trainingsmethode!" Wenn Sie mit Pilates anfangen, müssen Sie den Willen mitbringen, das auch durchzustehen! Pilates ist keine Meditation oder ein Entspannungskurs! Pilates ist Sport - Aufbausport! Sie wollen Ihre Muskeln aufbauen, stärken und gleichzeitig dehnen. Und das ist Arbeit! Es gibt viel zu lernen bei einer Trainingsart wie Pilates und daher kann es vorkommen, dass Sie sich am Anfang überfordert fühlen. Lassen Sie sich aber nicht beirren und gehen Sie alles locker und Schritt für Schritt an. Grundsätzlich sind die einzelnen Übungen in sich recht einfach. Sofern die Muskulatur mitspielt. Allein die Fähigkeit des Schreibens befähigt Sie ja auch nicht dazu, einen erstklassigen Roman zu schreiben.

Was also ist nun Pilates?

Pilates ist eine effektive Möglichkeit, seinen Körper zu trainieren, die Muskeln gleichzeitig zu stärken und zu dehnen (Sprichwort Flexibilität). Mit Pilates werden insbesondere die vernachlässigten tieferliegenden Muskelgruppen angesprochen ohne dabei die oberflächlichen Muskeln zu vernachlässigen (sprich, man arbeitet von "Innen" nach "Außen"). Die tieferliegenden Muskeln werden auch als Stabilisatoren und die weiter oben liegenden Muskeln als Mobilisatoren bezeichnet. Wie jede Sportart erfordert Pilates Disziplin - gerade am Anfang.

Die Prinzipien

Je nach Ausrichtung von Pilates werden die folgenden Prinzipien betont:

Die Reihenfolge ist willkürlich und kann auch ergänzt werden, z.B. um Gelenkartikulation. So einfach sich diese Punkte anhören kann ich Ihnen versichern, dass es Menschen gibt, die z.B. während einer Übung die Luft anhalten (Prinzip Atmung und Bewegungsfluss wird verletzt) oder als Anfänger gerne mit den Wölfen mitheulen wollen und an sich "rumreißen" (Verletzung der Prinzipien Konzentration, Kontrolle und oft genug auch Bewegungsfluss).

Schwierigkeitsgrade

Pilates kennt die Stufen Basic, Anfänger, Mittelstufe, Fortgeschrittene und Profis. Die sogenannten Pre-Pilatesübungen sollen den Interessierten für die Basicübungen vorbereiten - wenn selbst für die Basic's die Muskulatur zu schwach ist - oder sie können für die Teilnehmer als eine Art Einstimmung für das beginnende Training verwendet werden. Grundsätzlich benötigt Pilates kein spezielles Aufwärmtraining. Es gibt ausgearbeitete Workouts (Übungsabfolgen/Trainingsplan) an deren Anfang Übungen zum "Aufwärmen" stehen. Reine "Dehnübungen" gibt es nicht bei Pilates. Dafür steht der Grundsatz des Ganzheitlichen. Während ein Muskel gestärkt wird sein Gegenspieler gedehnt. Auch werden durch diesen Grundsatz nicht wie z.B. beim Krafttraining oder Bodybuilding einzelne Muskelgruppen isoliert betrachtet, sondern der ganze Körper wird involviert. Aber unter dem Ganzheitlichen ist mehr zu verstehen als diese simple Aufzählung. Hier kommen viele Komponenten, Aspekte und Wissen zum tragen, als ich hier erklären kann.

Was gibt es noch von Pilates?

Pilates-Matte: Hierfür brauchen sie denkbar wenig. Eine Sportmatte oder ein Handtuch (Vorsicht: Rutschig!) reicht. Schuhe und Strümpfe ausziehen und los geht's!

Pilates-Kleingeräte: Hierunter versteht man Übungen aus dem Matte-Training kombiniert mit einem kleinen Gegenstand. Das kann ein Softball oder der sogenannte Magic-Circle oder der Formroller oder recht neuzeitlich (sprich, Pilates selbst hat das nicht gelehrt) ein Terraband sein. Je nachdem wie man diese Kleingeräte einsetzt, können sie bestimmte Übungen unterstützen oder erschweren bzw. ganz neue Übungen zur Verfügung stellen.

Pilates- Gerätetraining: Hier finden sich Dinge wie Reformer, Cadillac, Combo-Chair, Arc-Barrel, Spine-Corrector, Ladder Barrel etc.. Ich selbst habe noch keine Erfahrung mit diesen Geräten (Stand Januar 2009), hörte/las aber darüber, dass diese Geräte auch bestimmte Mattenübungen unterstützen können, und zwar in beide Richtungen: erleichternd wie auch erschwerend.

Grundsätzlich beim Training

Beliebte Anfängerfehler

Gerade Anfänger begehen oft bestimmte Fehler. Das Ergebnis daraus ist, dass sie Pilates als schlecht und enttäuschend empfinden.

Pilates Fachvokabular

Pilates-Box: Der Brustkorb und mit ihm die Atmung waren für Pilates ein zentraler Punkt. Die Ausrichtung des Brustkorbes im Rumpf nannte er die "Pilates-Box". Stellen Sie sich die Box wie einen Bilderrahmen vor, der von Schulter zu Schulter und Beckenkamm zu Beckenkamm reicht. Damit war auch zugleich die Beziehung zum Schultergürtel und zum Beckengürtel eine besonders wichtige und beachtenswerte!

Das Powerhouse (Zentrum, Kern, Core): Die wichtigste Basis bei statischer Haltung und dynamischer Bewegung, die Kontrolle über das Becken und dessen Position. Die Bauchmuskulatur, im speziellen die transversale (quere) welche in Verbindung mit der thorakolumbalen Fasziae und dem Beckenboden erst das Fundament für jede qualitative Bewegung bietet. Sie aktivieren das Powerhouse dadurch, dass Sie den Bauchnabel Richtung Wirbelsäule und leicht nach oben ziehen (und schön weiteratmen dabei!), Spannung ins Gesäß und/oder in den Beckenboden geben und sofern die Füße/Beine bei der Übung geschlossen sind, einen leichten Druck auf die Innenseite der Oberschenkel ausüben.

Das Pilates-V: Die Fersen berühren sich während die Zehen leicht nach außen schauen. Aber bitte keinen Charlie-Chaplin-Stand!

Axiale Verlängerung: Ob im sitzen, liegen oder stehen, Sie machen den Hals lang (Schildkrötenhals) und stellen sich vor, als ob Sie jemand an den Haaren nach "oben" zieht. Dadurch streckt sich die Wirbelsäule.

Pilates-Atmung: Sie atmen in die Seite des Brustkorbes oder Sie stellen sich vor, Sie atmen in den hinteren Teil der Lunge, in Richtung Rücken. Da Sie das Powerhouse aktiviert haben, können und dürfen Sie nicht in den Bauch atmen. Der Mund ist beim Atmen leicht geöffnet und das Ausatmen wird akustisch betont.

Füße zeigen: Die Zehen werden weit weg vom Kopf gestreckt. Der Fuß ist lang.

Füße flexen: Die Zehen werden Richtung Kopf gezogen. Durch das flexen der Füße wird auch eine Dehnung der Beinrückseite erreicht. Wie bei jeder Dehnung gilt: sie spüren ist in Ordnung, aber schmerzen darf sie nicht!

Die Schulterblätter nach unten ziehen. Die Schulterblätter werden zuerst zueinander und dann nach unten geführt. Dadurch dehnt und öffnet sich der Brustkorb, der Hals wird lang.

Zum guten Schluß

"Es gibt einen inneren Widerstand gegen Veränderungen! Ich glaube, dass es gut ist, wenn ich ehrlich mit meinen Klienten umgehe. Deshalb sage ich ihnen von vorneherein, dass es viel einfacher ist, alles beim Alten zu lassen, als etwas zu ändern. Wenn Sie also den leichten Weg wählen wollen, sollten Sie so bleiben, wie Sie sind und mit den Konsequenzen leben. Das verlangt keine Energie, keine Motivation und kein Engagement von Ihnen - Veränderungen verlangen das schon. Wenn Sie Veränderungen wollen, haben Sie das richtige Buch aufgeschlagen - Sie werden sich wundern, was Sie alles erreichen können." [Zitat aus "Pilates für Dummies"]

Pilates in Saarbrücken

Stand Mai 2009
Rapid Sportstudio
Deutschherrenpfad 6-12
66117 Saarbrücken
Vorteil: Günstig
Derzeit Montags von 19:00 - 20:00 Uhr
und Mittwochs von 18:00 - 19:00 Uhr
Nachteil: Trainer hat keine Ausbildung im gesundheitlichen Bereich (sprich, kein Physiotherapeut)
Pilatissimo
Saarbrücken, Rodenhof
www.pilates-saar.de
Vorteil: Trainer hat eine Ausbildung im gesundheitlichen Bereich, Einteilung des Pilatesunterrichts von Basics bis Profi, Pilates an Großgeräten möglich
Nachteil: Relativ teuer